Programm

Sampling Baroque / Handel

Ensemble

Musica Sequenza

Datum

18.12.2017

Zeit

20:00 Uhr
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„Die Tauben haben ihre Ohren gefunden, – ihre Augen die Blinden“.

Voller Begeisterung lobt ein anonymer Autor 1724 das Wirken von Georg Friedrich Händel in London. Musica Sequenza konfrontiert Händels Opernarien mit den musikalisch-technischen Formen und Klängen des urbanen 21. Jahrhunderts.

Der Komponist und Ensembleleiter Burak Özdemir erforscht seit seiner Kindheit Klänge. Er nimmt sie auf, mischt und verfremdet sie, lotet ihre Wandelbarkeit aus. Zum Wissen über die Spieltechniken auf historischen Instrumenten kommen die schier unbegrenzten Möglichkeiten der Elektronik. Menschliche Gefühle wie Liebe, Schmerz, Freude sind dieselben wie zu Händels Zeit. In der barocken Opera seria (ernsthafte Oper) werden sie, als Affekte (Gefühlszustände) dargestellt, fein säuberlich getrennt. Hier setzt das Ensemble an. Es bringt die Elektronik als Kammermusikpartner ins Spiel. Jede Arie hat eine eigene Klangwelt.

Die Dramatik und Leidenschaft der Liebesarien aus Opern von Georg Friedrich Händel, gespielt auf historischen Instrumenten, trifft auf die kühlen, synthetischen Klänge des Synthesizers. Abenteuerliche elektronische Klänge treffen auf die Liebesgesänge von Händels Opernhelden. Die zeitlosen Gefühle lassen sich so ganz neu hören. Koproduzent des Projekts ist der schwedische DJ Van Rivers, der die derzeitige Underground- und Electropop-Szene entscheidend beeinflusst.

Bei dem Aufeinandertreffen dieser Klangwelten soll keine Angleichung oder Verschmelzung stattfinden; Musica Sequenza will die barocken und die elektronischen Klänge „wie Schwarz und Weiß aufeinanderprallen“ lassen. Jede Klangwelt bleibt wie sie ist, existiert parallel zur anderen; eine gegenseitige Beeinflussung findet nicht statt. Mal legen sich Herzschlag-Rhythmen und Klick-Geräusche dezent auf eine Händel-Arie, mal wechseln die Klangwelten einander ab oder legen sich einfach wie zwei voneinander isolierte Schichten übereinander.

Doch je mehr man sich auf dieses Experiment einlässt, desto interessanter wird es, denn das Aufeinandertreffen der Klänge folgt einer geschickten Dramaturgie und ist raffiniert koordiniert. Jede Händel-Arie oder auch einzelne Abschnitte davon werden durch die hinzugefügten Klänge in ein neues Licht getaucht, in einen anderen Kontext gestellt. Beim Hören entdeckt man immer wieder neue Klänge oder Geräusche, und plötzlich stellen sich doch Verbindungen zwischen diesen so grundverschiedenen Klangwelten ein. Wer sich dieses Projekt mit offenen Ohren anhört und sich auf das Klangabenteuer einlässt, wird staunen, wie gut Händels Musik die modernen Klänge verträgt.

Ein Beitrag der Universität der Künste Berlin.